Juliuslöser sind die Vorbilder aller späteren Löserprägungen in Nordwestdeutschland. Den ersten Teil ihres Namens haben sie nach Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, der solche Stücke zum ersten Mal prägen ließ. Aber auch für diese Vielfachtaler gibt es Vorbilder: goldene Vielfachdukaten, hauptsächlich aus Hamburg, die Portugalöser genannt werden. Von diesen Münzen kommt der zweite Teil des Namens.
Lange Zeit glaubte man an eine volkswirtschaftliche Erklärung der Juliuslöser als Zwangsanleihe, die einlösbar sein sollte. Die tatsächliche Erklärung für diese Münzen, die in kein Portemonnaie passen, ist aber viel einfacher: Löser waren von Anfang an, d. h. auch in der Regierungszeit von Herzog Julius, als Schaumünzen, d. h. als Repräsentationsgepräge zwischen Münze und Medaille anzusehen. Diese neue Sichtweise geht auf Forschungen eines Berliner Münzsammlers aus dem Jahre 1993 zurück.
Auf der vorliegenden Schaumünze befindet sich als irreführende Münzstättenangabe Heinrichstadt (heute Wolfenbüttel). Auf der Vorderseite befindet sich als Graffito der Buchstabe K. Auf der Rückseite ist das 10-Talerstück zwei Mal mit der Ziffer 5 falsch punziert.
Die volkswirtschaftliche Erklärung der Juliuslöser als Zwangsanleihe geht auf eine Publikation von Wilhelm Ernst Tentzel (*1659, † 1707) aus dem Jahre 1692 zurück. Tentzel kann aus quellenkritischer Sicht nur als Sekundärquelle gewertet werden. Primärquellen sind bisher noch nicht nachweisbar. Möglicherweise gehört Tentzels Bericht in den Bereich der gelehrten Legenden. Der währungstheoretische Gedanke kommt allerdings schon in der Zeit um 1520 in Gutachten des Astronomen Nikolaus Kopernikus (* 1473, † 1543) für das Herzogtum Preußen vor. Es gibt jedoch keine direkten Belege dafür, dass Herzog Julius die Schriften des Kopernikus gekannt hat.
Die zweite, numismatische Erklärung sieht in den silbernen Juliuslösern als Vielfachtaler eine direkte Parallele zu den goldenen Portugalösern als Vielfachdukaten. Mit der Münzordnung aus dem Jahre 1573 gibt es eine Primärquelle dafür, dass die herzogliche Verwaltung die Portugalöser nicht nur kannte, sondern diese schon im Vorfeld der tatsächlichen Prägung von Vielfachtalern neben die geplanten Juliuslöser stellte. Die Löser wären dann von Anfang an, d. h. auch in der Regierungszeit von Herzog Julius, als Schaumünzen, d. h. als Repräsentationsgepräge zwischen Münze und Medaille anzusehen.
Schlagwörter:
Repräsentation
Numismatik
Kunsthandwerk
Münze
Numismatik
Material:
Metalle > Silber
Technik:
geprägt
Maße:
Höhe: 71 mm Breite: 73 mm Gewicht: 290,475 g Stempelstellung: 6 h
71
Literatur:
Literatur allgemein: Mehl, M.: Ein Löser von 1583 im Gewicht von 25 Talern, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 50, 2015, S. 251-253. Balan, E.-H.: Portugalöser - Juliuslöser, Über den Ursprung und die Bedeutung des ersten Mehrfachtalers Braunschweig-Lüneburgs auf breitem Schrötling, in: Die Numismatische Gesellschaft zu Berlin, Festschrift zum 150 jährigen Bestehen, Berlin 1993, S. 117-127.
Literatur allgemein: Welter (1971-1978) 552 A; Ohainski, U. und Reitemeier, A. (Herausgeber): Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574. Der Atlas des Gottfried Mascop (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen 57), Bielefeld 2012, S. 48, Abb. 9 (dieses Exemplar); Balan, E.-H.: Portugalöser-Juliuslöser, über den Ursprung und die Bedeutung des ersten Mehrfachtalers Braunschweigs-Lüneburgs auf breitem Schrötling, in: "Belehrung und Unterhaltung im Fach der Münzkunde ...", Die Numismatische Gesellschaft zu Berlin, gegründet am 22. Dezember 1843, Festschrift zum 150-jährigen Bestehen, Berlin 1993, S. 117-127; Kraschewski, H.-J.: Wirtschaftspolitik im deutschen Territorialstaat des 16. Jahrhunderts, Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1528–1589), Köln/Wien 1978 (= Neue Wirtschaftsgeschichte 15), S. 115-117.